Gut besucht: das Biergartengespräch des Bad Mergentheimer SPD-Ortsvereins mit Bundestagskandidatin Dr. Dorothee Schlegel und Lothar Binding MdB Der Bundestagwahlkampf verläuft bisher eher ruhig, doch die Kandidaten sind eifrig am Werk. Auch Dr. Dorothee Schlegel (SPD) ist ständig im Wahlkreis unterwegs. Am Freitag war sie in Bad Mergentheim.
Seit vielen Jahren hat der Wahlkreis Odenwald-Tauber nur einen Abgeordneten. Das wollen die Sozialdemokraten ändern. "Dieser Wahlkreis braucht wieder eine SPD-Abgeordnete", sagt Dr. Dorothee Schlegel am Freitagnachmittag beim Biergarten-Gespräch im "Klotzbücher". Die Botschaft ist klar: "Einer kommt sowieso wieder in den Bundestag. Aber zwei sind besser als einer." Und die Chance, das angestrebte Ziel zu erreichen, ist groß: Mit Listenplatz 20 ist Dr. Dorothee Schlegel tatsächlich eine "aussichtsreiche Kandidatin".
Der Besuch ist gut: 25 Interessierte sind gekommen, etwa die Hälfte davon sind Parteimitglieder. Die Veranstaltung hat etwas besonderes, wie der Ortsvereinsvorsitzende Frederick Wunderle deutlich macht: Neben der Wahlkreiskandidatin soll auch noch der Heidelberger Bundestagsabgeordnete Lothar Binding reden - der steckt da noch im Stau und kommt mit Verspätung. Später erklärt er überaus überzeugend die SPD-Steuerpläne.
Zunächst stellt sich die SPD-Kandidatin vor: Geboren 1959 in Kamen-Rommelshausen im Remstal, Abitur 1978, Ausbildung und Studium - der berufliche Werdegang ist stringent. Der 2003 erfolgte Umzug in den Neckar-Odenwald-Kreis ("wegen der Liebe") zeigt ebenfalls Kontinuität auf - und den ständigen Bezug und Einsatz für Menschen. Dass sie seit 2006 "fünfmal den Job gewechselt, aber immer den selben Chef hat" - Ex-MdL Dr. Frank Mentrup, seit März OB in Karlsruhe - kommt an.
Schon nach kurzer Zeit macht die Kandidatin deutlich, wo sie den größten Handlungsbedarf sieht: Schon im Studium habe sie sich mit dem demografischen Wandel beschäftigt. "Der war ja bereits in den 1970er Jahren absehbar." Diese Herausforderung will sie "aktiv gestalten", und tätig werden will Schlegel dabei auch bei allen Fragen der "Daseinsfürsorge". Nein, eine ganz normale Abgeordnete wird sie sicherlich nicht werden, vielmehr als politische Sozialarbeiterin für die Menschen im Wahlkreis wirken. Genau deshalb will sie auch "mehr Geld für die Kommunen", damit diese handeln können: Einen Bürgerbus anschaffen, barrierefreies Bauen, Mehrgenerationenhäuser und ärztliche Versorgung ermöglichen und sichern" - da gebe es viel zu tun.
"Die Menschen auf dem Land brauchen Unterstützung", macht Schlegel gleich mehrfach deutlich. Das Soziale liegt der Religionspädagogin, Diakonin, Linguistin und Soziologin nahe - "und dieser Bereich kommt in unseren beiden Landkreisen zu kurz", ist sich die Kandidatin sicher. Dass sie dann auch "mehr Wertschätzung" für Erzieher, Alten- und Krankenpfleger fordert, mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mehr Ganztagsschulen, Kitas und Krippen - auch da wird ihr großes Engagement für die Menschen deutlich.
Auch bei der Bildung gibt es viel zu tun, fordert Schlegel. "Das ist nicht nur ein Landesthema." Nicht Arbeitslosigkeit, sondern Qualifizierung müsse finanziert werden. Beim Mindestlohn hat sie einen klaren Standpunkt: "Mindestens 8,50 Euro." 10 000 Menschen im Wahlkreis "arbeiten für 4,60 bis 5,20 Euro pro Stunde", macht sie auf das Problem aufmerksam. "Wer arbeitet, muss auch davon leben können."
Der Artikel ist am 26.8.2013 in der Tauber-Zeitung erschienen. Autor: Hans-Peter Kuhnhäuser